Abstract :
Fragen und Probleme des Umgangs mit der Stimme der Afrikaner in den westlichen Ländern haben seit Jahrzehnten die wissenschaftliche Auseinandersetzung bestimmt. In seinen literarischen Schriften und kulturwissenschaftlichen Positionen hatte der nigerianische Autor und Gewährmann des akademischen Postkolonialismus Chinua Achebe (1930-2013) beispielsweise ein Umdenken in der Wahrnehmung Afrikas immer wieder provoziert. 1958 veröffentlichte er Things Fall Apart (dt. Okonkwo oder Das Alte stürzt), einen Roman, der im Spannungsfeld zwischen Kolonisation und Unabhängigkeit spielt. Die Rezeptionsgeschichte des Werkes fokussierte sich damals schon auf eine Diskussion, die heute noch aktuell ist: Die Stimme Afrikas und der Afrikaner. Der Londoner Verlag Heinemann hatte das Buch nämlich innerhalb der Reihe „New Voices“ (Dt. Die Neuen Stimmen) herausgegeben. Daraufhin soll Achebe verärgert betont haben, dass Afrika über bereits sehr alte Stimmen verfüge (Hierzu Sutherland 2012: 148ff.) Wenn im vorliegenden Beitrag von den sprechenden afrikanischen Figuren die Rede ist, bedeutet dies auf keinen Fall, dass sich die afrikanischen Figuren in den früheren (post-) kolonialen Texten nicht äußern würden. Die nachstehenden Überlegungen verstehen sich als Beitrag zum Verständnis des neuen Trends in der deutschsprachigen Afrikaliteratur, der darin besteht, die Stimme der afrikanischen Figuren in Bezug auf die (post-) koloniale Geschichte in den Vordergrund zu stellen (Siehe Göttsche 2007). Jene literarische Produktion erscheint als ein postkoloniales Projekt im Sinne des Literaturwissenschaftlers Homi K. Bhabha, der die Aufgabe des Schriftstellers als eine Möglichkeit sieht, „den Vertretern von marginalen Stimmen und Minoritätendiskurs nun eine theoretische Position und eine narrative Autorität“ zu geben (Bhabha 2007: 224).